Tsuri-Goshi in Rotenburg/Wümme

Die Technik des Hüftwurfs stand beim diesjährigen Herbstlehrgang im Vordergrund, aber auch das Kämpfen, bei dem der Tsuri-goshi eingesetzt wird.

Diese Kombination von Bewegungen, bei denen vor allem der Gegner/ die Gegnerin zu sich herangezogen und über die Hüfte geworfen wird, war ein wichtiges Element. In der Woche wurden aber auch der Konter, der Übergang und der Wurf aus verschiedenen Richtungen geübt.

Tsuri-goshi, der Hüftzug, bedeutet mit dem Heranrücken einen eigenen Wurf vorzubereiten und diesen schließlich durchzuziehen.

Diese Woche Herbstlehrgang erfüllt wie immer den Anspruch der Inklusion sogenannter Nichtbehinderter, als auch die Leistungssteigerung der G-Judoka. Diesmal wurde das neben der Vorbereitung mancher auf die WM in Köln beim Abendtraining sehr DAN-deutlich. Neben der üblichen Professionalität im Umgang mit Menschen jeden Alters im Bereich G-Judo und den Azubis, gab es in Rotenburg besondere Prüfungsmomente: Die Gürtelprüfungen bis zum 1. DAN, bei denen auch der Vorsitzende des niedersächsischen Judoverbandes anwesend war.

Neben der Leistungssteigerung hat dieser Lehrgang aber auch Herz und Lebendigkeit wie kein zweiter. Egal, wer wann wie behindert geboren oder geworden ist – es sind Menschen, von denen nicht nur alle Judokas viel lernen können.

Geduld und Humor sind beispielsweise solche signifikanten Eigenschaften, die in dieser Woche eingebracht werden können. Ganz gleich, ob Autismus, Trisomie 21 oder andere Diagnosen – die Gespräche der Teilnehmenden werden, auch wenn diese nicht fachsimpeln, mit zunehmendem Alter philosophisch: „Das Sofa ist leer, weil alle im Himmel sind.“, erklärt ein über 50-jähriger Mann, der etwas Heimweh hat.

Das vorbereitende und leitende Team, das alle zwei Jahre Auszubildende betreut und Übungsleiter-Scheine verlängert, verdient aufgrund der Kompetenz, Souveränität und Professionalität Lob wie kein anderes. 

Ein anderer kommentiert das Weltgeschehen während des Wartens auf das Mittagessen mit den Worten: „Die Welt ist wie eine Pizza, nur mit falschem Belag.“.

Solche Sätze sind beeindruckender als so manche Äußerung, die zur Zeit von Regierenden in aller Welt getätigt werden. Vielleicht sollten die mehr Judo machen. So viel Tsuri-goshi in Rotenburg an der Wümme in 2017.

 

Text: Lee Gusic, Fotos: Dieter Warnecke