NJV-Roadtrip - Vierter Halt HSV Stöckte

Monatlich begeben wir uns auf eine kleine Erkundungstour durch die niedersächsische (Judo-)Vereinslandschaft. Ob große oder kleine Clubs, leistungs- oder breitensportorientierte Schwerpunkte, Judo für jung oder alt - viele Vereine bieten außergewöhnliche Angebote für ihre Mitglieder, die wir Euch immer am Ende des Monats vorstellen.

Der HSV Stöckte mit dem DJB auf Borkum zum Kata-Training.

Vielfältige Zeltlager-Aktivitäten, wie hier: Stand Up Paddling

Und auch das Lagerfeuer darf nicht fehlen.

Ein paar Judoka des HSV Stöckte auf den neuen Matten. Die grünen Matten sind gerade für Judoka mit Sehbhinderung und für Judo mit älteren praktisch.

Weihnachtsfeiern mit kreativen Mottos und coolen Foto-Shootings.

Weiter geht es auf unserer Route, diesmal in den Bezirk Lüneburg/Stade, genauer gesagt in den kleinen Kreisfachverband Harburg Land. Südlich von Hamburg, am Zusammenfluss von Luhe und Ilmenau liegt das zu Winsen (Luhe) zugehörige Örtchen Stöckte. Im Hansa-Sportverein Stöckte gibt es eine große Judo-Abteilung, bestehend aus rund 80 Mitgliedern. Bezeichnend für die Stöckter Judoka ist vor allem der familiäre Touch, die Gemeinschaft und das hohe Engagement, welches die Abteilungsleiterinnen Charina und Rebecca gemeinsam mit ihrem Team an den Tag legen. Judo für Anfänger, Fortgeschrittenengruppen, Judo für Mädchen, Judofitness und Trainingseinheiten für Erwachsene sind Angebote des vielfältigen Sportprogramms im HSV. Darüber hinaus liegt als Bezirks-Kata-Stützpunkt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Kata-Training. Ob Wettkämpfer oder diejenigen, die einfach Spaß und Mehrwert aus der Judo-Familie ziehen – der HSV Stöckte bietet so ziemlich für jeden das passende Judo-Angebot. Auch in Zeiten von Corona lassen sie sich nicht einschüchtern und bieten den Kindern eine Vielzahl von Trainingsmöglichkeiten sowie Preisausschreiben, Rätselspaß, kreative Aufgaben und vieles mehr an.
Welche besonderen Aktionen das Orga-Team neben dem alltäglichen Training für die Mitglieder bereit hält und wie sie sich organisieren, fragten wir Abteilungsleiterin Rebecca im Interview:

Aus wie vielen Leuten besteht Euer Team? Wie organisiert Ihr Euch? Was macht Euer Team aus?

Insgesamt sind wir ein noch sehr junges Team zwischen 14 und 33 Jahren. Als Abteilungsleiterinnen organisieren Charina und ich die Judosparte des HSV Stöckte, daneben stehen viele Nachwuchstrainer und –helfer, die die wöchentlichen Trainingsangebote anleiten und gestalten.
Vor ein paar Jahren haben wir mit vier jungen Leuten ein J-Team gegründet, mit dem wir nun viele der oben genannten Veranstaltungen und Freizeitangebote planen und umsetzen. Dieses Team ist in letzter Zeit angewachsen, immer wieder kommen einzelne Judoka hinzu und helfen uns bei verschiedenen Aktionen.
Unser Team macht aus, dass wir alle jung und motiviert sind, jeder möchte seine Talente mit einbringen, wodurch wir so vielfältige Aktivitäten durchsetzen und frischen Wind in den Alltag bringen können.

Dank neuer Matten – in den ungewöhnlichen Farben hellgrün und blau, passend zum ebenfalls neuen Vereinslogo - konntet Ihr Euer Trainingsangebot ausweiten. Was ist das Besondere an diesen Matten?

Die Farbe der neuen Matten steht eigentlich in gar keinen Bezug zu den Farben unseres neuen Logos. Irgendwie wollten wir einfach mal etwas anderes, was die Matten betrifft. Der Händler wollte uns diese sogar ausreden. Es ist also eher Zufall, dass unser Logo und die Matten jetzt zusammen passen. Wir haben dunkelblaue und gelbe Matten für den Wettkampfbetrieb, die grünen Matten sind weichere Matten, so dass wir Menschen mit Sehbehinderung in unser Training integrieren können, die durch eine Umrandung mit den harten Matten dann merken, wo die Mattenfläche endet. Außerdem können die weicheren Matten auch gut für Judo mit Älteren eingesetzt werden.

Ihr seid mit Euren Trainern und Mitgliedern immer zahlreich bei den Fortbildungsangeboten des DJB, z.B. bei der DJB-Junior-Akademie dem Junior-Team-Treffen vertreten. Was ist das Besondere an diesen Lehrgängen, für die Ihr auch weite Fahrten in verschiedenste deutsche Städte auf Euch nehmt?

Wir besuchen selbst viele Lehrgänge und Angebote, wie Trainerfortbildungen, Assistenzlehrgänge, Judo-Akademien oder die Treffen vom DJB-Juniorteam, um Inhalte von anderen Vereinen und Organisationen zu erfahren und diese bei uns umzusetzen. Bei den Lehrgängen vom DJB ist das Besondere für uns, dass Judo mal in ganz anderen Umgebungen stattfindet und wir von Ideen und Erfahrungen anderer profitieren können. Generell macht es uns einfach Spaß, wenn wir mal selbst wieder Judo völlig neu wahrnehmen und wir freuen uns immer, wenn wir neue Ideen für das Training mitbringen, denn wenn unsere Schüler Spaß haben, dann haben wir als Trainer diesen eben auch.

Ihr bietet Euren Mitgliedern, vor allem den Kindern, coole Aktionen – auch außerhalb des normalen Trainings - an. Ob Dojo-Nacht, Bubble-Soccer, Motto-Weihnachtsfeiern oder außergewöhnliche Jahresabschlüsse und vieles mehr. Stellt doch mal zwei Eurer Projekte vor. Was kam bei den Kids am besten an?

Neben dem wöchentlichen Training begleiten wir unsere Judoka natürlich am Wochenende auf Wettkämpfe und Lehrgänge, die in unserer Region angeboten werden. Zusätzlich schauen wir bundesweit oder auch in den Nachbarländern wie Dänemark oder den Niederlanden nach geeigneten Turnieren, zu denen wir unsere Kämpfer schicken können, und verbinden dies mit einem tollen Wochenendausflug.

Seit nunmehr 22 Jahren findet unser legendäres Zeltlager statt, bei dem wir für ein ganzes Wochenende an einen jährlich wechselnden und zuvor für die Kinder geheimen Ort fahren und bei dem Spiel, Spaß, Lagerfeuer, Baden und gutes Wetter im Vordergrund stehen. Eigentlich steht der Samstagvormittag immer im Zeichen von Team-Spielen, Zeltlager-Olympiaden u.ä. Im letzten Jahr war es aber ein ganz besonderes Zeltlager, und wenn man die Kinder fragt, die bereits mehrfach dabei waren, dann war es das beste Zeltlager überhaupt. Wir waren dieses Mal auf einem Platz zwischen der Elbe und dem Oortkatener See, auf dem wir uns zur großen Freude aller beim Standup-Paddling probierten und Rudern gingen sowie am Nachmittag badeten. Außerdem wurde das Zelt am Abend in einen Escape-Room verwandelt und alle Kinder mussten gemeinsam versuchen zu entkommen. Da es mittlerweile dunkel war, waren die Kinder mit Neonfarbe bemalt und Schwarzlichtstrahler und Knicklichter im Zelt montiert. Nachdem das Rätsel kurz vor dem Ablaufen der Zeit durch eine starke Teamleistung gelöst werden konnte, entzündeten die Trainer den Geburtstagskuchen für ein Zwillingspaar, welches sich unser Zeltlager trotz Geburtstag nicht entgehen lassen wollte.

Seit zwei Jahren veranstalten wir nun für alle Kreisvereine offen ein Pfingstevent unter dem Motto „Summertime ist Judotime“. Hierbei legen wir viel Wert auf das vereinsübergreifende Miteinander, das bei unterschiedlichen Spielen, Spaßwettkämpfen und der Hallenübernachtung gefördert wird. Es sollen hier Programmbausteine Einklang finden, die sonst nicht alltäglich sind, wie z.B. Rodeoreiten und ein Teamwettbewerb mit vereinsdurchmischten Mannschaften unter freiem Himmel.

Eine besonders schöne Idee finden wir die Adventsrätsel, die ihr jeden Dezember für und mit Euren Kindern macht. Worum geht’s dabei?

Beim Adventskalender geht es darum etwas mehr über den Judosport allgemein herauszufinden oder über die Erfolge oder das Judogeschehen im laufenden Jahr in der eigenen Abteilung, als nur auf der Matte Judo zu betreiben und die ein oder andere Kreativaufgabe zu lösen. So fragten wir schon mal, was ein Kaiser mit der Verbreitung des Judosports in Deutschland zu tun hat, oder nach dem weit entferntesten Ort, den unsere Judoka im zurückliegenden Jahr bereist haben, welche Veranstaltung sie dort besucht haben oder wie lange die Fahrt dahin mit einem Heißluftballon gedauert hätte.

2007 habt Ihr eine eigene Trainingsgruppe, nur für Mädchen gegründet, aus der schließlich auch eine eigene Landesliga-Mannschaft hervorging. Welche Erfahrungen habt Ihr mit diesem Projekt gemacht? Wie war der Zuspruch und was haben gerade die Teilnehmerinnen daraus mitgenommen?

Ich (Rebecca) gehöre zu den Mädchen, die von Anfang an in dieser Gruppe dabei waren und mit ihr aufgewachsen sind. Unser Verein hat damals die Gruppe ins Leben gerufen, um Mädchen im Verein besonders zu stärken und den Zusammenhalt untereinander zu fördern. Wir sind dann immer weiter gewachsen und konnten schon bald die ersten Erfolge im Kinder- und Jugendbereich feiern. Ob im Einzel oder als Mannschaft waren wir besonders stark auf Wettkämpfen, da wir immer als Team antraten und uns gegenseitig unterstützten. Dieser starke Bund wurde oft von den Jungs aus unserem Verein beneidet, die dann doch eher die Einzelkämpfer ohne Rücksicht auf Verluste waren. Vielen Mädchen half es, in einer Gruppe nur mit Mädchen zu trainieren, da sie sonst in einer gemischten Gruppe aufgrund der Pubertät, der Religion oder anderen privaten Problemen keinen Zugang gefunden und sogar mit dem Judo aufgehört hätten. So sind sehr viele Mädchen bis heute dabei geblieben und übernehmen nun selbst die Aufgaben als Trainerinnen oder tatkräftige Unterstützerinnen bei Veranstaltungen.
Inzwischen schauen wir darauf, dass die Mädchen auch mit Jungen trainieren, damit alle Judoka zu einer großen Gemeinschaft zusammenwachsen und sich auch geschlechterübergreifend unterstützen und fördern. Denn unserer Meinung nach können wir nur als großes Team besser werden!

Danke für das Interview und den inspirierenden Einblick in Eure Vereinsarbeit!

Weitere Infos über den HSV Stöckte findet Ihr auf der Website des Vereins. 

Ende nächsten Monats geht es dann schon weiter auf unserer Reise querbeet durchs Land. 
Wenn Ihr Empfehlungen für eine unserer nächsten Stationen habt, gebt uns Bescheid (Mail).