Judo-Vielfalt im NJV: Selbstverteidigung

Judo ist nicht gleich Judo. Denn unser Sport deckt eine breite Palette an Angeboten ab, die es ermöglichen, sich auf der Matte zu bewegen. Das vielfältige Programm – das sich auch in den unterschiedlichen Bereichen unseres Verbands widerspiegelt – möchten wir Euch in unserer Reihe „Judo-Vielfalt im NJV“ näher vorstellen.

Den Start macht die Judo-Selbstverteidigung, die im NJV durch den Referenten Frank-Michael Müller (4. Dan Judo, 1. Dan Ju-Jutsu) organisiert wird. Gemeinsam mit seinem Kompetenzteam bietet er in Nicht-Corona-Zeiten regelmäßig Lehrgänge an und steht Vereinen für „Inhouse-Lehrgänge“ zur Verfügung, beispielsweise dann, wenn sich Judoka auf den optionalen Teil der Prüfungsordnung - die Judo-SV, die für Graduierungen zwischen dem 3. Kyu und dem 3. Dan gewählt werden kann - vorbereiten wollen. Doch auch über die Prüfungsordnung hinaus bietet die Selbstverteidigung extrem viele Möglichkeiten, stellt eine Ergänzung zum klassischen Judotraining dar und ist vor allem ein spannendes Angebot für diejenigen, die ihr Judo-Können einmal vor einem anderen Hintergrund reflektieren wollen.

Denn während Judo im klassischen Sinne durch Kanos Prinzipien eine eher philosophische Ausrichtung des Sports vertritt, ist die Selbstverteidigung deutlich pragmatischer ausgerichtet. Es geht weniger darum, eine*n Partner*in in fairen, von Kampfrichtern geleiteten Situationen zu besiegen, sondern Lösungen für konkrete und realistische Angriffssituationen zu finden.

Judoinhalte werden in der SV zum einen durch Schlag- und Tritttechniken ergänzt, es geht aber vor allem auch um Einstellungstraining und das Bilden eines entsprechenden Mindsets. Gerade für Judoka ist das Ziel, nicht unbedingt gewinnen zu wollen, sondern sich aus einer konkreten Gefahr zu befreien und eine mögliche Flucht vorzubereiten ein eher ungewöhnliches. Nicht die perfekte Ausführung der Technik ist entscheidend, sondern die Lösung eines konkreten Problems – eines Angriffs. „Das ist der entscheidende Unterschied, der auch für den Kopf am schwierigsten ist. Judoka müssen verstehen, dass es auf der Straße anders läuft“, erklärt Frank-Michael Müller die entscheidenden Unterschiede.

Obwohl Judo und Selbstverteidigung für viele Judoka deshalb nicht direkt zu vereinbaren sind, gibt es doch viele Berührungspunkte. Beide Bereiche haben das Lösen von Situationen zum Ziel. Es geht darum, das eigene Können und die eigenen Voraussetzungen durch cleveres taktisches Verhalten und Auswählen des entsprechenden Technikrepertoires möglichst gewinnbringend in die Waagschale zu werfen.

Die Auseinandersetzung mit einem Gegenüber ist für eine*n Judoka tägliches Geschäft. Der eigene Körper und die individuellen Lieblingstechniken sind bekannt und ein Anwenden mit einem / einer Partner*in in freien Übungsformen wie dem Randori wird regelmäßig trainiert. All das sind gute Voraussetzungen für ein Training von realistischer und effektiver Selbstverteidigung.

Falls Ihr Euch mit den SV-Inhalten im NJV und dem weiterführenden Selbstverteidigungskonzept des Deutschen Judo-Bunds näher auseinandersetzen wollt, könnt Ihr Euch in den folgenden Dokumenten darüber informieren:

DJB-Skript zur judospezfischen Selbstveteidigung

Handout zur NJV-Trainerfortbildung "Selbstbehauptung und Selbstverteidigung"

Wenn Ihr Interesse daran habt, die Judo-Selbstverteidigung auch in Eurem Verein zu verbreiten, dann findet Ihr unter diesem Link die Kontaktdaten der NJV-Ansprechpartner*innen für Euren Bezirk, mit denen Ihr mögliche Trainingseinheiten* absprechen könnt.

*für die Zeit nach dem Lockdown