Deutsche Kata-Meisterschaft 2018 Hannover-Misburg – Katame no kata

Zu den bisher geschilderten Rahmenbedingungen für Kata-Wettbewerbe im Allgemeinen kommt mit der Katame no kata noch eine höchst unangenehme Attitüde. Mann muss jetzt auf Knien rutschen, das nennt sich dann Shikko! Vorwärts geht das auch noch, aber rückwärts auf Plastikmatten mit schwitzenden Füßen – die reinste Folter. Außerdem gucken immer alle, die man fragt, ob sie den Uke machen, ganz betreten, weisen auf ihre kaputten Knie hin, führen das Alter an, und sind sowieso der Meinung, dass der DJB diese Kata nur eingebaut hat, um angesehene Judoka an der nächsten Höhergraduierung zu hindern. 

Weit gefehlt: gerade die Bewegung im Kniestand wollte Kano als besondere Form häufig geübt wissen, da seine Zeitgenossen überall im Kniesitz arbeiten mussten und daher schon in jungen Jahren die Adduktoren bei vielen verkürzt waren.

Dann soll in der Wettbewerbsform auch noch die Art und Weise von Ukes Befreiungen den Regeln folgen, die die Japaner in ihrem Kodokan-Textbook festgelegt haben. Das ist durchaus sinnvoll, erschließt sich dem Übenden aber leider erst nach jahrelanger Auseinandersetzung mit dieser Übungsmethode, da sich die Hintergründe weder kurz und prägnant, noch wortreich und bebildert ausreichend verständlich darstellen lassen.

Diese Kata muss man machen! Erst durch ständiges Wiederholen, immer wieder Lernen bei wissenden Lehrern, ständige Korrektur formt sich langsam nach und nach ein immer tiefer gehendes Verständnis für die 15 Techniken. Ich kenne niemanden, der diese Kata nach der ersten Begegnung mochte – ich habe sie jedenfalls gehasst.

Um sie zu lernen, benötigt man dann aber auch noch einen äußerst leidensfähigen Uke – nicht nur wegen der Rutscherei, der hat nur einen einzigen Rückwärtsschritt – sondern wegen des riesigen Arbeitspakets, das der Uke durch die drei Befreiungen pro Haltegriff erarbeiten muss, durch die Bedrängnis, in die ihn die fünf Würger bei jedem Durchgang bringen (vor allem, wenn der Tori noch übt), und das Durchhaltevermögen, wenn in der letzten Gruppe immer die gleichen fünf Hebel angesetzt werden müssen.

Bis dahin hat man diese Techniken im Bodenrandori dann und wann mal erlebt, aber doch nicht in jeder Einheit.

Alle anderen Begleitumstände, die für Kata-Paare gelten, müssen ebenfalls passen, wobei passende Partner hier eher in der Körpergröße problematisch werden.

Neben äußerst kompetenten Ausbildern haben wir in Niedersachsen das Glück, gleich mit drei Paaren an den Start gehen zu können. Ganz besonders erfahren sind Imke Schumann (BW Hollage) und Boris Neumann (VfL Germania Leer), die sich immer zwischendurch von den ehemaligen Champions in Oldenburg coachen lassen. Durch Dr. Sebastian Esser (Bovender SV) und Dieter Langhorst haben wir ein kerniges Kämpferpaar am Start, das immer mit den unterschiedlichen Größenverhältnissen zuerst fertig werden muss, und mit Bianca Rekittke und Julian Jelinsky haben wir genau die andere Variante, zwei eher zierliche Judoka, die auf ihre Weise ebenfalls die Prinzipien und die Hintergründe dieser Kata verdeutlichen können. Wie dicht das Feld in dieser Kata ist, zeigen die Punkte, die in der Vorrunde von 330,5 bis zu 396,5 für 18 Paare vergeben wurden. Imke und Boris mit 366, Bianca und Julian mit 354 (10. Platz) sowie Sebastian und Dieter mit 353,5 Punkten (11. Platz) hatten nur wenig Spielraum. Imke und Boris hatten so das Finale erreicht und konnten sich dort noch einmal um 18,5 Punkte steigern, landeten damit aber auf dem 6. Platz.  

Bei allen drei Paaren zeigt sich deutlich ihre persönliche Entwicklung und Leistungssteigerung. Dennoch ist bei allen drei Paaren noch „Luft nach oben“, so dass wir gespannt sind, wie sie sich in den kommenden Wettbewerben gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen vermögen.

Ich bin mit der Ausbeute in dieser Kata hochzufrieden und bedanke mich bei allen drei Paaren für ihren Einsatz und ihre Trainingsfreude.

 

Die Thematik wird für Athleten, Prüflinge, Trainer und Übungsleiter im NJV sowohl in den Bezirken als auch auf NJV-Ebene bearbeitet. Die nächsten NJV-Möglichkeiten, hierbei Hilfen zu erhalten, gibt es am Sonntag, dem 9.9.2018 in einem eintägigen Lehrgang (vormittags die Haltegriffe – nach einer Pause nachmittags die Würger und Hebel), der in Kooperation mit dem Bremer Judoverband in Ritterhude durchgeführt wird.

Etwas üppiger ist im Vergleich dazu der zweitägige Lehrgang am darauf folgenden Wochenende in Oldenburg, an dem die beiden Spezialisten Sebastian Frey und Sei Kam Chow samstags die Geheimnisse der Haltegriffe und sonntags die der Würger und Hebel verraten werden. Beide Ausschreibungen sind auch im NJV-Kalender zu finden.

 

Wer sich in der Trainersituation befindet, und sein Wissen aktualisieren möchte, sollte diese Lehrgänge natürlich ebenfalls besuchen, erhält aber zusätzlich am Sonntag, dem 26.8.18 in Suderburg die Gelegenheit zu einer sogenannten Wertungsrichterschulung zu kommen, in der der Blick von außen geschult wird. Das ist für die Ausbildung von Prüflingen und Wettkampfathleten sehr hilfreich.

Wer diese Kata sehr gut beherrscht, und auf hohem Niveau weiter geschult werden will, dem sei zusätzlich der DJB-Lehrgang für Wertungsrichter am 7.10.18 in Erlangen empfohlen (Meldung nur über den Verband möglich – bitte bei Jutta Milzer melden).  

Athleten, die einmal probieren möchten, ob ihnen diese Kata als Wettbewerbskata liegt, können dies am 3.11.2018 in Oldenburg mit der ersten Gruppe im Oldenburger Kata-Wettbewerb testen – Anmeldungen bitte an Kurt Teller.

Im nächsten Jahr ist in Hannover-Bothfeld voraussichtlich am 2.2.19 ein eintägiger großer Katame no kata-Lehrgang mit Sebastian Frey als Dozent geplant. 

 

Fotos: Reiner Schatz / Jutta Milzer