NJV-Roadtrip - Fünfter Halt SV Victoria Lauenau

Monatlich begeben wir uns auf eine kleine Erkundungstour durch die niedersächsische (Judo-)Vereinslandschaft. Ob große oder kleine Clubs, leistungs- oder breitensportorientierte Schwerpunkte, Judo für jung oder alt - viele Vereine bieten außergewöhnliche Angebote für ihre Mitglieder, die wir Euch immer am Ende des Monats vorstellen.

Diesmal befinden wir uns in Lauenau, einem kleinen Örtchen im Deister-Süntel-Tal, südwestlich von Hannover. Mit fast 1500 Mitgliedern ist der zugehörige Sportverein - der SV Victoria Lauenau - der viertgrößte Verein des Landkreises Schaumburg. Nicht nur der Victoria-Sportpark mit Fußball- und Tennisplätzen und die Victoria-Arena, sondern auch das vereinseigene Victoria-Dojo ermöglichen ein großes Spektrum an Sportangeboten für die Mitglieder. Im Dojo, einer alten Abfertigungshalle, die in Eigeninitiative zu einer großen Judo- und Wettkampfhalle mit Schwingboden umgebaut wurde, trainieren wöchentlich rund 100 Judoka im Alter von vier bis 61 Jahren. Susanne Fischer und Katrin Wittekindt ziehen seit Jahren als Spartenleiterinnen die Strippen im Hintergrund, während Oliver Pietruschke und Sebastian Zwetzschke auf der Matte das Sagen haben. Im Fokus des Trainingsangebots der selbsternannten "Judo-Löwen" steht ganz besonders der Spaß an Judo und Bewegung, aber auch die Heranführung an den Wettkampfbereich. Gerade jetzt, in der Corona-Zeit, machen die Lauenauer mit tollen Judo(at)Home- und Outdoor-Angeboten auf sich aufmerksam, über die sie im Interview mit uns berichten:

Ihr seid einer der Vereine, die als erste das Vereinstraining – natürlich unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln – wieder eingeführt habt. Wie hat das geklappt?
Wir waren gut vorbereitet und hatten sogar unserem Hauptverein Konzepte für den Wiedereinstieg vorgeschlagen, daher hat der stufenweise Wiedereinstieg reibungslos funktioniert.
Bereits im Vorfeld haben wir zu unseren Judoka durch tägliche Fitness-, Koordinations- sowie Kreativaufgaben die Verbindung gehalten und dadurch bereits auf die Inhalte des kontaktlosen Trainings vorbereitet.

Ihr wart ganz schön kreativ! Was für Inhalte und Übungen habt Ihr in das Outdoor-Training aufgenommen, um es wenigstens ansatzweise judospezifisch zu gestalten?
Wir haben ein judospezifisches Grundlagen-Koordinationstraining entwickelt, welches auf die Bewegungsprinzipien vorbereitet. Dieses liefert einen perfekten Übergang zum Techniktraining mit und ohne Kontakt im Stand oder am Boden. Dabei verwenden wir unter anderem Dummies aus Jacken, die wir mit Kissen ausfüllen, oder Stühle denen wir Jacken anziehen. Wir machen jedoch auch kontaktlose Partnerübungen, in denen die Judogürtel den verlängerten Arm von Uke darstellt und somit auch eine gewisse Zugspannung gewährleistet ist. Dadurch können verschiedene Wurfeingänge auch gegen Wiederstand trainiert werden. Die Übungen lassen sich gut aufeinander aufbauen und stetig steigern, wodurch auch komplexe Bewegungsabläufe dargestellt und je nach Leistungsstand sowie Altersgruppe angepasst werden können.
Der Judogürtel dient uns auch als Korrekturhilfe bei den Tandoku renchus sowie bei den Falltechniken, da wir Trainer nicht in direkten Kontakt gehen können.  Ebenso kann er als Distanzorientierung und als Hilfsmittel bei Fangspielen eingesetzt werden, in dem z.B. auf den hinterhergezogenen Gürtel getreten wird.Gerade bei den Jüngeren zeigte sich ein schneller Lernerfolg mit viel Spaß. Daher werden wir diese Übungen bestimmt auch nach überstandener Corona-Zeit in unser Training im Dojo einbauen.

Im Mai habt Ihr in den regionalen Medien für Aufmerksamkeit  gesorgt. Judokinder aus Lauenau begaben sich auf Mülljagd. Was hatte es mit dieser kleinen Umweltschutz-Aktion auf sich?
Die Grundidee haben wir von unserem befreundeten Verein MTV Elze abgeschaut. Wir wollten gerade Judo als Randsportart stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken und dabei die Verbindung zu unseren Judowerten, wie Hilfsbereitschaft und Respekt, durch diese Aktion deutlich  machen.
Die Aktion haben wir bislang schon an zwei Tagen durchgeführt und war Teil unserer Kreativaufgaben. Aufgrund der Nachhaltigkeit, werden wir dies aber sicher noch einmal durchführen.

Und noch eine weitere Schlagzeile konnte man neulich im Schaumburger Wochenblatt lesen: Durch eine anonyme Spende habt Ihr ganz überraschend 4000 Euro erhalten. Mit den Worten „Dank für Euer aller Engagement. Ihr füllt die Judosparte mit viel Herz.“ Wie waren Eure Reaktionen? Und für was wird/wurde diese große Summe eingesetzt?
Wir werden das Geld zielgerichtet in die Jugendarbeit reinvestieren. Davon werden wir gemeinsame Fahrten subventionieren und Trainingsgeräte wie Wurfpuppen anschaffen.
Des Weiteren haben wir für unsere Judoka bereits Mund-und Nasenschutzmaske im Judo-Design bestellt, um uns je nach Vorgabe einen schnellen Wiedereinstieg ins Hallentraining zu ermöglichen.

Sogar am Samstag bietet Ihr Training an: Konditionstraining oder Eventtag. Was macht Ihr an so einem Eventtag mit Euren Mitgliedern?
Aufgrund von Corona finden an Samstagen leider keine gemeinsamen Aktionen statt. Im Normallfall bieten wir hier Prüfungstrainings, Dojo-Nächte, Judo-Safaris oder gezielte Vorbereitungen auf Wettkämpfe statt.

 Schon seit langer Zeit habt Ihr Euer eigenes Dojo – das haben nicht viele Vereine! Wie ist das Gefühl, nie Matten aufbauen zu müssen?
Das ist großartig, da wir uns auf den über 400m² Mattenfläche voll auf das Training konzentrieren können. Das, teils unbewusste, Krafttraining durchs regelmäßige Mattenschleppen müssen wir nun anderweitig ins Training einfließen lassen.
Auch der vor einigen Jahren in Eigenleistung installierte Schwingboden bietet beste Trainingsvoraussetzungen. Gerade die älteren Sportler kennen noch die Zeit, in denen auf dem Betonboden des alten Fabrikgebäudes trainiert wurde.

Danke für das Interview und den inspirierenden Einblick in Eure Vereinsarbeit!

Weitere Infos über die Judo-Löwen Lauenau findet Ihr auf der Website des Vereins

Ende nächsten Monats geht es dann schon weiter auf unserer Reise querbeet durchs Land. 
Wenn Ihr Empfehlungen für eine unserer nächsten Stationen habt, gebt uns Bescheid (Mail).