Vize-Weltmeisterin

Giovanna Scoccimarro gewinnt bei den Weltmeisterschaften in Doha mit Bravour die Silbermedaille in der Gewichtsklasse -70 kg.

Kann es selbst kaum fassen. Giovanna Scoccimarro nach ihrem Einzug ins WM-Finale. Foto: Lorraine Hoffmann

Einlauf zum ersten großen Goldkampf ihrer Karriere. Foto: Lorraine Hoffmann

Da ist sie, die hochverdiente Silbermedaille. Foto: Lorraine Hoffmann

"Teamwork makes the dream work!" Giovanna Scoccimarro mit BSP-Trainer Miguel Ogando Lopes und NJV-Trainingspartnerin Pauline Starke. Es fehlt Anna Monta Olek, die am Freitag an den Start geht. Foto: Lorraine Hoffmann

Bei dem Los hätten das am Donnerstagmorgen wohl die wenigsten gedacht. In einem Pool mit Dauerrivalin Sanne van Dijke, gegen die die Vorsfelderin unter anderem im Bronzekampf bei den Olympischen Spielen in Tokio das Nachsehen hatte, prognostizierten viele das frühe Ausscheiden von Giovanna Scoccimarro und das Einreihen in den Misserfolg des deutschen Teams, das bislang noch kein einziges Mal die Finalrunde dieser WM erreichte. Ob sie nach ihrer Kreuzbandverletzung überhaupt schon wieder auf dem Leistungsniveau von vor dem Unfall wäre – insbesondere, weil sie erst im Frühjahr ihr Comeback auf der Worldtour feierte – das wusste keiner so richtig.

Doch Giovanna Scoccimarro belehrte alle Zweifelnden eines Besseren. Gegen die Jamaikanerin Drysdale Daley kämpfte sie sich mit drei Shidos ins Turnier. Der Angolerin Maria Niangi bereitete sie mit einem Uchi-mata nach rund einer Minute ein schnelles Ende, bevor besagte Sanne van Dijke in der dritten Runde auf sie wartete.

Die hochdekorierte Niederländerin, unter anderem gewann sie Olympia-Bronze und hält sich seit Jahren in der Spitze der 70-Kilo-Klasse, dominierte seit 2017 alle Duelle gegen die Niedersächsin und brachte sie im kleinen Finale von Tokio um die Medaille. Endlich folgte die Revanche. Nach fast 9 Minuten Kampfzeit, in der Giovanna immer die Aktivere war, verwies sie van Dijke mit drei Shidos als Verliererin von der Matte und ebnete sich den Weg ins Viertelfinale. Das Weiterkommen war gesichert, doch stand sie nun der nächsten Tokio-Bronzemedaillengewinnerin gegenüber. Die bei diesen Weltmeisterschaften unter neutraler Flagge startende Madina Taimazova ist insbesondere für ihre tiefen Ansätze bekannt, die bei diesem Aufeinandertreffen jedoch kein Problem für das NJV-Ass darstellten. Mit zwei Shidos in Führung liegend, behielt sie nach zwei Minuten im Golden Score bei einem Konterversuch der Gegnerin die Kontrolle und erzielte die Waza-ari-Wertung durch eine Kombination aus O-uchi- und Ko-uchi-gari.

Das Halbfinale und die nächste Podiumsplatzierte der Olympischen Spiele warteten. Mit Michaela Polleres, Vize-Olympiasiegerin aus Österreich, ging es ebenfalls ins Golden Score. Den Sack machte sie dort mit einem Waza-ari für ihren O-uchi-gari zu. Die Freude nach der Gewissheit über den Einzug ins WM-Finale: unbeschreiblich!

Als Finalgegnerin für ihren ersten Weltmeisterschafts-Goldkampf bei den Seniorinnen stand ihr die nächste Hochkaräterin gegenüber: Saki Niizoe, amtierende Weltmeisterin aus Japan. Im Kampf um das prestigeträchtige rote Rückenschild hatte die Asiatin jedoch die Nase vorn. Mit Osae-komi nach vorangegangenem Uchi-mata wiederholte sie ihren Erfolg vom Vorjahr. Giovanna Scoccimarro blieb die hochverdiente Silbermedaille, ein weiterer grandioser Erfolg in ihrer Karriere und ein Ausrufezeichen in der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris. Denn nach der Verletzungspause hatte sie auf die nationale Konkurrentin ihrer Gewichtsklasse etwas Boden verloren. Da Miriam Butkereit in Doha jedoch in der dritten Runde patzte, holt Giovanna wieder deutlich auf. Der Kampf ums Olympiaticket ist wieder offen.

Bevor die Gedanken jedoch zu weit in die Zukunft streifen, freuen wir uns jetzt aber erst einmal über den Vize-Weltmeistertitel.

Giovanna, das NJV-Team gratuliert dir und deinem Trainer- und Bertreuerteam herzlich zu dieser unfassbaren Leistung. Hut ab!