Deutsche Kata-Meisterschaft 2018 Hannover-Misburg – Kime no kata

Neben der Katame no kata gibt es nur noch eine Kata, bei der die „alten Hasen“ sofort ihre Knie anfassen und ganz schnell die erste Gruppe hinter sich bringen möchten. In der antiken Form der Selbstverteidigung gegen einen zum Teil bewaffneten Gegner, müssen erst einmal in der Gruppe Idori waza acht Techniken im Kniesitz demonstriert werden. Da hier nicht einmal eine Bewegung wie in der Katame no kata für Tori geplant ist, sondern dieser ruhig sitzt, während sich Uke positioniert, Waffen holt und wegbringt, ist diese Phase sehr anstrengend für Knie-Geschädigte. In der zweiten Gruppe, den Tachi waza, kommen mit zwölf Angriffen im Stand Techniken zur Anwendung, die bereits sehr früh in der Anfängerphase trainiert wurden, aber nie mit solcher Perfektion. Neben dem Uki goshi, dem Ke age (Tritt in die Weichteile) und diversen Hebeln erlernt der Tori in dieser Gruppe ein sehr gutes Gefühl für den exakten Zeitpunkt und das rechte Maß des Kuzushi, um die Kontrolle zu behalten, aber nicht selbst unter Druck zu geraten. Die Hebel sind aber in dieser Kata das Kernthema in beiden Gruppen. Hier, auf dem Weg zum dritten oder fünften Dan, lernt der Judoka den präzisen Einsatz von Hebeltechniken. Wie abhängig deren Wirksamkeit von der Armlänge des Partners, dem „moderaten Widerstand“, der korrekten Drehung seiner Hand und dem richtigen Einsatz der eigenen Muskulatur ist, lernt man in dieser Kata am besten.

Diesen zwanzig Techniken haben sich dieses Jahr auf Wettkampf-Niveau aus Niedersachsen nur Thomas Uehlken (Varler Turnerbund) und Alexandra Balvert (Polizei-Sportverein Oldenburg) gestellt. Imponierend war hier die Entwicklung von der Landesmeisterschaft am 5.5.18 bis zur DKM am 23.7.18. Dieses Pärchen hat auf Wunsch eine Ausarbeitung zu seiner Kata erhalten, und sich anhand dieser Hinweise durchgearbeitet. Dass dies mit so durchschlagendem Erfolg geschah, hatten sie selbst nicht erwartet.

Leider hat sich der Tori bei einer Drehung am Knie so geschädigt, dass sie beide im Finale, das sie nach Punkten (442,5 Punkte) sehr verdient erreicht hatten, nicht mehr antreten konnten. So sind sie nach Punkten die Viertbesten Kime no kata-Athleten Deutschlands. Im Ranking des DJB würden sie aber damit erst erscheinen, wenn sie das Finale bestritten hätten. So lauten die Statuten.

Von der Auseinandersetzung mit den Techniken, das Ringen um Winkel, Abstände und die Wege auf der Matte, die Erfahrungen in Zug, Drehung und Druck, um einen Hebel anzusetzen oder auch zu erleiden, die sie mit dieser Kata geführt haben, haben beide in ihrem sonstigen Judo und ihrem Verständnis für solche Techniken profitiert.

Nach dem Ausheilen von Thomas Verletzung werden sich beide dem Thema Kata von einer anderen Seite nähern, hat mir Alexandra versprochen. 

Sowohl der 4. Platz als auch die Leistungssteigerung innerhalb von zweieinhalb Monaten verdienen allerhöchstes Lob – vielen Dank für euren Einsatz!

 

Die Thematik wird für Athleten, Prüflinge, Trainer und Übungsleiter im NJV nur auf NJV-Ebene bearbeitet, da sich für diese Kata erst einmal nur Prüflinge auf dem Weg zum 3. Oder 5. Dan interessieren. Die nächsten NJV-Möglichkeiten, hierbei Hilfen zu erhalten, gibt es an den Kata-Stützpunkten Hannover (donnerstags ab 19:30 Uhr), Braunschweig, Oldenburg und Ritterhude. Details zu den Trainingszeiten und -orten sind hier zu finden. Für die Experten in dieser Kata bietet sich die Gelegenheit zur Auffrischung am Sonntag, dem 09.12.2018 in einem eintägigen Lehrgang (vormittags die Praxis – nach einer Pause und Mittagessen nachmittags die Theorie und die Überprüfung), der in Hannover-Bothfeld durchgeführt wird. Für DJB-Wertungsrichter dient dieser Lehrgang zur Lizenzverlängerung.

 

Fotos und Text: Jutta Milzer