Deutsche-Kata-Meisterschaft mit Wimpernschlagentscheidungen

Mit zwei deutschen Vizemeister-Titeln für Youssef Diouri und Dennis Burkhardt in der Kime no kata und Sabine Ruppin und Kim-Laura Bonnes in der Nage no Kata ID kehrte das große NJV-Aufgebot vom nationalen Kata-Saisonhöhepunkt aus Hamburg zurück.

1: NJV-Athleten parallel in Nage no Kata und Nage no Kata U18 unterwegs. Vorne Adrian Gehl und Björn Koch beim Sumi Gaeshi. Hinten Jette Buchholz und Laurenz Degener beim Uki Otoshi.

2: Bilderbuch Uchi Mata von Sonja Schacht und Bennett Brandes im Finale der Nage no Kata.

3: Dieter Langhorst und Herbert Müller bei der Ausführung von Hiki Otoshi in der Koshiki no Kata.

4: Youssef Diouri und Dennis Burkhard in Kirioroshi, der letzten Technik der Kime no Kata.

5: Sonja Schacht im Gespräch mit Bundestrainer Jochen Müller.

6: NJV-Katateam der Deutschen Meisterschaft am Samstag.

NJV-Katateam der Deutschen Meisterschaft am Sonntag.

Die Deutschen Kata-Meisterschaften (der DJB berichtete), die am vergangenen Wochenende unter Top-Bedingungen im Hamburger Landes-Leistungs-Zentrum stattfanden, bestätigen auch 2022 wieder einmal die enorme Leistungsdichte im Spitzenfeld der nationalen Kata-Athleten. Umso mehr freut es uns, dass die intensive Arbeit, insbesondere an den Niedersächsischen Kata-Stützpunkten, inzwischen ihre Früchte trägt und der NJV mit zwölf von insgesamt 74 Paaren nicht nur Mannschaftlich stark vertreten war, sondern auch mehrere Kata-Teams entscheidend mit in die Vergabe der Medaillen eingreifen konnten.

Insgesamt wurden in Hamburg an zwei Tagen neun Konkurrenzen, u.a. im Jugend- und ID-Bereich, mit sechs separaten kleinen und großen Finalrunden mit jeweils den vier bzw. sechs besten Paaren der Vorrunde ausgetragenen. Einen würdigen Rahmen dieses nationalen Saisonhöhepunkts schafften neben der DJB-Kata-Kommission die vielen weiteren Ehrengäste, u.a. DJB-Präsident Thomas Schynol, DJB-Vorstandsmitglied Andreas Kleegräfe und sogar im Einsatz als Wertungsrichter Trudie Michelsen von der EJU-Kata-Kommission.

Bereits am ersten Wettbewerbstag konnte unser Nachwuchs-Paar, Jette Buchholz und Laurenz Degener, in der Nage no Kata U18 (hier müssen, angelehnt an die Kyu-Prüfungen, nur die ersten drei Gruppen der Nage no kata demonstriert werden)  ihren starken Eindruck von den Landes-Kata-Meisterschaften (der NJV berichtete) bestätigen. Im sehr stark besetzten Feld der Nachwuchs-Athleten verpassten die beiden mit Platz 5 bei ihren ersten Deutschen Kata-Meisterschaften leider nur ganz knapp den Einzug ins Finale, waren mit ihrer Demonstration der ersten drei Gruppen als dritter Kyu aber technisch weit über dem Niveau vieler Dan-Prüflinge. Das bestätigt auch Sebastian Frey in seiner Rolle als DJB-Katareferent: „Wenn man mit der Jugend was macht, dann zahlt es sich auch aus.“ (Bild 1)

Wie viel Wahrheit hinter dieser Aussage des DJB-Katareferenten steckt, untermauerte in der Nage no Kata eindrucksvoll unser NJV-Team Sonja Schacht und Bennett Brandes. Nach ihrem Deutschen Meistertitel 2019 im Jugendbereich und einem nur knapp verpassten Finaleinzug im letzten Jahr (Platz 5 bei den Erwachsenen) überzeugten sie dieses Jahr die Wertungsrichter in der Vorrunde und zogen als vierte souverän ins Finale ein. Mit dem Ziel das Podium noch zu erreichen, setzten die beiden dort noch einmal alles auf eine Karte und handelten sich leider bereits bei der zweiten Technik, dem Seoi Nage, einen schwerwiegenden Kontrollverlust ein. Dank ihrer Routine und einer konzentrierten Fortführung ihrer Demonstration der Nage no Kata konnten sie mit einem halben Punkt Vorsprung – einem Wimpernschlag – den vierten Platz doch noch absichern. (Bild 2)

Neben dem Team Schacht – Brandes waren noch drei weitere Kata-Teams aus Niedersachsen im Wettbewerb der Nage no Kata unterwegs. Leider verpassten sie alle den Einzug ins Finale. Die Routiniers Adrian Gehl und Björn Koch sicherten sich nach Verletzungsbedingter Trainingspause in den Jahren 2020/2021 bei ihrem Wiedereinstieg den achten Platz. Yorrick von Wenzel und Megan Balint konnten sich bei ihrer ersten Deutschen Kata-Meisterschaft den zehnten Platz sichern. Ebenfalls zum ersten Mal dabei waren Marcel und Pascal Busch die den elften Platz erreichten. Mit vier angetretenen Athleten-Paaren stellt der NJV damit in der Nage no Kata bemerkenswerter Weise mehr als ein Drittel der Teams – Weiter so!

Die Koshiki no Kata hingegen wird traditionell sehr stark in Nordrhein-Westfalen trainiert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass unser langjähriges Niedersächsisches Team mit Dieter Langhorst und Herbert Müller eigentlich ein kombiniertes Athleten-Paar aus Niedersachsen und NRW ist. Seit 2018 arbeiten die beiden an ihrem Verständnis der Koshiki no Kata und konnten kontinuierlich in jedem Jahr ihre Bewertung steigern. Mit der bisher besten Demonstration der Koshiki no Kata, die ein Niedersächsisches Paar je bei einer Deutschen Kata-Meisterschaft gezeigt hat, sicherten sie sich in diesem Jahr den fünften Platz. (Bild 3)

Die Wettbewerbe im ID-Bereich, bei denen ein ID-Sportler als Tori und ein Nicht-ID-Athlet als Uke antreten, fanden ebenfalls am ersten Wettbewerbstag statt. Der NJV war hier mit Sabine Ruppin und Kim-Laura Bonnes wie schon 2021 in Elz in der Nage no Kata ID vertreten. Durch die kontinuierliche und akribische Arbeit an ihrer Kata konnten die beiden den Abstand auf das führende Team gegenüber 2021 stark verringern und sich erneut den Vizemeistertitel sichern, nach einer Verletzungspause überraschend mit der Gruppe Ashi waza.

Ebenso Deutscher Vizemeister wurden im Wettbewerb der Kime no Kata Youssef Diouri und Dennis Burkhardt, die sich trotz erneuter Steigerung im Finale den amtierenden Deutschen Meistern und Gastgebern aus Hamburg geschlagen geben mussten. So konnten sie zwar den erhofften Meister-Titel auch nicht nach Niedersachsen holen, aber in ihrem Ergebnis spiegelt sich die intensive und kontinuierliche Arbeit der letzten Jahre deutlich wieder. Sie verbesserten sich gegenüber den Deutschen Kata-Meisterschaften in 2019 und 2021 um einen Platz und halbierten den Abstand zum führenden Team. (Bild 4)

Am zweiten Wettbewerbstag fanden die Wettbewerbe der Ju no Kata, der Kodokan Goshin Jutsu und der Katame no Kata statt. Infolgedessen war das NJV-Team deutlich schmaler und mit nur vier Teams gegenüber den acht Teams vom Vortag aufgestellt. „Hier wünschen wir uns für die Zukunft, dass sich noch mehr NJV-Athleten zu den Kata-Wettbewerben trauen und sie als Chance sehen, ihr Verständnis der Techniken und insbesondere der Prinzipien innerhalb der jeweiligen Kata zu überprüfen“, so Jutta Milzer (NJV Katareferentin).

Nach der längeren Trainingspause, bedingt durch die Restriktionen und Auflagen der Corona Pandemie, sicherten sich bei ihrem Wiedereinstieg in die nationalen Wettbewerbe Jan und Stefanie Irina Smeikal im hart umkämpften Feld der Ju no Kata den siebten Platz.

Im Wettbewerb der Kodokan Goshin Jutsu traten Dr. Sebastian Esser und Dieter Langhorst zum ersten Mal an und haben als fünfte das Finale leider knapp verpasst. Dennoch zeigten sie bei ihrer Premiere die beste Kodokan Goshin Jutsu, die ein Niedersächsisches Kata-Team jemals bei einer Deutschen Kata-Meisterschaft gezeigt hat. Das liegt natürlich auch an ihrer langjährigen Erfahrung mit der Katame no Kata.

Extrem spannend wurde es dann noch einmal am Sonntag im Wettbewerb der Katame no Kata. Unsere beiden etablierten NJV-Teams, Bianca Rekittke mit Julian Jelinsky und Dr. Sebastian Esser mit Dieter Langhorst, konnten sich im stark besetzten Teilnehmerfeld für die Finalrunde qualifizieren. Die bereits in der Vorrunde sehr knappen Abstände unter den Finalisten wurden dann noch einmal enger – ein Wimpernschlag-Finale, bei dem zwischen Platz zwei und sechs lediglich sieben ein halb Punkte Unterschied liegen. „Hier gab es kaum technische Unterschiede, da entschied fast nur der Ausdruck in der Demonstration“, wertet Sebastian Frey die bisher knappste Finalrunde einer Deutschen Kata-Meisterschaft.

Anders als in der Nage no Kata war in der Katame no Kata leider das Glück nicht ganz auf Seiten der NJV-Athleten, so dass sich Bianca Rekittke und Julian Jelinsky mit dem sechsten Platz und Dr. Sebastian Esser und Dieter Langhorst mit dem vierten Platz (ein halber Punkt weniger als Platz drei) ganz ohne Medaillen geschlagen geben mussten.

Besonders, aber nicht erstmalig bei einer Kata-Meisterschaft aufgefallen, ist, dass es eine unglaubliche Kameradschaft und Hilfsbereitschaft der Paare untereinander gibt. Die Athleten sind zwar Konkurrenten, helfen sich jedoch sehr in der Umsetzung der jeweiligen Kata, geben Tipps und wachsen so miteinander. „Man will die perfekte Technik demonstrieren und dafür unterstützen sich die Sportler sehr. Die Athleten lernen miteinander voneinander und leben so die Judowerte“, freut sich Sebastian Frey über den Teamgeist – Ganz getreu dem Motto Kata im Team unserer Niedersächsischen Athleten, das sich auch auf dem vom NJV-Präsidium gesponserten Meisterschaftstrikot wieder findet. (Bild 5)

„Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit und den Ergebnissen unserer Kata-Athleten“, schloss Jutta Milzer das Meisterschafts-Wochenende in Hamburg hundemüde ab, nachdem Egbert von Horn in seiner Rolle als NJV-Präsident kurz zuvor allen Athleten seine Glückwünsche zu den erbrachten Leistungen übermitteln ließ. (Bild 6,7)