Zu Besuch im Judo-Abenteuer-Zeltlager des NJV

Das Judo-Abenteuer-Zeltlager ist seit über 20 Jahren ein fester Bestandteil im Terminkalender des NJV. Bis zu 50 junge Judoka im Alter von 8 bis 14 Jahren verschlägt es dazu 10 Tage lang in das verschlafene Fürstenau-Settrup. Von den zwölf ehrenamtlichen Betreuern nehmen einige sogar einen Großteil ihres Jahresurlaubs, um diese Veranstaltung mitzugestalten. Was treibt sie an? Was macht dieses Event zu etwas Besonderem? Das NJV-Medienteam begibt sich auf Spurensuche.

Die Betreuer

Freitag, 29.07.2016, 02:10 Uhr: Zeltlager-Leiterin Annika Hurnaus überzieht den zuvor gebackenen Schokoladenkuchen mit einer Glasur. Paul-Luca hat Geburtstag. „Es gibt kaum ein Jahr, in dem kein Kind Geburtstag hat. Ein selbstgebackener Kuchen ist für uns Standard“, berichtet sie. Zwei ihrer Kollegen sitzen noch am Lagerfeuer. Sie übernehmen die Nachtwache. „Kinder und Eltern wissen, dass wir bei Sorgen, Nöten und Problemen 24 Stunden am Tag ansprechbar sind. Das ist selbstverständlich“, sagt die 31-Jährige. Der Personalschlüssel von etwa 1:4 (statistisch gesehen steht für 4 Teilnehmer ein Betreuer bereit) ermöglicht eine individuelle Betreuung der Judoka – z.B. bei der Gabe von Medikamenten aufgrund von Vorerkrankungen oder Allergien.

Bis 01:30 Uhr haben sich alle Betreuer rund eine Stunde lang über den vergangenen Tag ausgetauscht. Was lief gut? Was kann beim nächsten Mal verbessert werden? Wie ist es um das Heimweh einiger Kids bestellt? Zeigt die Zeckenbisswunde eines Kindes Auffälligkeiten? Basis für diese Runde, die nach jedem Tag stattfindet, ist das direkte Feedback der Teilnehmer. Dazu gibt es vor jedem Abendessen eine Gemeinschaftsrunde. Eine Lager-Gruppe, der jeweils ein Betreuer fest zugeordnet ist, besteht aus 8 Kindern. Jeder Teilnehmer kommt darin zu Wort. „Unser Ziel ist es, jedem Kind eine bestmögliche Zeit zu bieten“, lautet der Anspruch des Leitungsteams. – Nur das Wetter kann es nicht beeinflussen.

Das Programm

„Das Zeltlager war toll, aber nächstes Jahr bin ich nicht wieder dabei. Ich kenne jetzt ja schon alles!“, sagt eine Teilnehmerin in der Abschlussrunde. Die 9-Jährige hat in diesem Jahr zum ersten Mal an der Veranstaltung teilgenommen. Ein Betreuer grinst. Nach einer kurzen Erklärung ändert das Mädchen ihre Meinung: Außer den „Olympischen Spielen“ gab es nämlich in den letzten zehn Jahren kein Thema, das sich wiederholt hat. Jedes Zeltlager ist thematisch komplett neu konzipiert. „Eine Reise um die Welt“, „Im Mittelalter“, „Unter schwarzer Flagge“, „Im Dojo durch die Zeit“, „Asterix und Obelix“, „Harry Potter“, … – für jedes Jahr wird eine eigene Geschichte entwickelt. Der rote Faden dieser Story zieht sich von der Begrüßung an Tag 1 bis zur Verabschiedung an Tag 10 durch. Nahezu jede Tagesaktivität wird mit großer Kreativität und mit viel Liebe zum Detail auf das Thema abgestimmt. Nicht selten denken sich die Organisatoren passende Spiele einfach selbst aus.

Bei alledem kommt natürlich auch der Judosport nicht zu kurz. Mindestens einmal am Tag stehen die Kinder auf der Judomatte, trainieren mit neuen Trainingspartnern und absolvieren Randoris. Dabei kommen sowohl Judoka aus wettkampforientierten Großvereinen, als auch solche aus kleineren Judosparten auf ihre Kosten. Jeder Teilnehmer bekommt die Möglichkeit, über den Tellerrand des eigenen Vereinstrainings herauszuschauen. Einige von ihnen legen am Ende der Woche eine Gürtelprüfung ab.

Die Teilnehmer

Feedback erhält das Betreuerteam nicht nur durch die unmittelbare Rückmeldung der Teilnehmer während des Zeltlagers, sondern auch danach. „Dabei ist es immer ein sehr gutes Zeichen, wenn wir die Kids im nächsten Jahr wieder begrüßen können“, berichtet Annika Hurnaus. Die Zahl der „Wiederholungstäter“ spricht für sich: 70 bis 80 Prozent der Teilnehmer sind im Folgejahr wieder dabei, sofern sie die Altersgrenze noch nicht überschritten haben. Ohne Parallelveranstaltungen (auch innerhalb des NJV) könne die Zahl der Rückkehrer noch höher sein, zeigt sich die gesamte Zeltlager-Crew überzeugt.

Eine „geschlossene Gesellschaft“ ist die Veranstaltung jedoch auf keinen Fall. Gerade in diesem Jahr hat es einen „Generationenumbruch“ gegeben. Viele junge Kinder konnten in diesem Jahr für eine Teilnahme begeistert werden. Vereine aus allen vier Bezirken sind in Settrup vertreten. Regelmäßig können Judoka aus „neuen“ Vereinen begrüßt werden. Ob Vereine „Einzelkämpfer“ oder eine Gruppe entsenden, spielt überhaupt keine Rolle. „Der Slogan ‚Sport verbindet‘ wird während der gemeinsamen Tage mit echtem Leben gefüllt“, wissen die Organisatoren zu berichten, „der Name des Vereins spielt bei den Freundschaften, die sich entwickeln, keine Rolle“.

Einbindung der Eltern

Davon unabhängig legen die Organisatoren großen Wert auf die Einbindung der Eltern. „Wir wissen, dass unser Kind beim Judo-Abenteuer-Zeltlager des NJV sehr gut aufgehoben ist“, berichtet ein Vater, „wäre das nicht so, würden wir unseren Sohn nicht nach Settrup schicken.“ Die Erziehungsberechtigten werden insbesondere am Abschlusstag aktiv in die Veranstaltung mit eingebunden – sehr zu Freude aller Teilnehmer. Für Nachfragen der Eltern, z.B. mit Blick auf den Teilnehmer-Betreuer-Schlüssel, die Qualifikation des Personals, Erste-Hilfe, Hygienestandards und vieles mehr, zeigt Camp-Leiterin Annika Hurnaus vollstes Verständnis. „Wir haben die Bringschuld und nicht zuletzt auch eine gehörige Portion Verantwortung, den hohen Erwartungen, die Kinder wie Eltern an ein gelungenes Zeltlager haben, gerecht zu werden“, erklärt sie. Das Vertrauen der Eltern hat sich das Zeltlagerteam über die vielen Jahre erarbeitet.

Nach dem Zeltlager ist vor dem Zeltlager

Auch in diesem Jahr haben die Betreuer dieses Vertrauen wieder einmal gerechtfertigt. „Im Namen von Leon ein herzliches Dankeschön [für] ein wieder vollkommen gelungenes Zeltlager. Die Freude auf nächstes Jahr ist schon groß. Denn nach dem Zeltlager ist vor dem Zeltlager. Toll, was ihr auf die Beine stellt“, ist z.B. auf Facebook zu lesen. Und in der Tat: Unmittelbar nach Beendigung des Zeltlagers richten die Organisatoren ihren Blick auf das nächste Jahr. Monat für Monat steigt die Vorfreude auf den nächsten August. So erging es acht der zwölf diesjährigen Betreuer übrigens schon zu der Zeit, als sie selbst noch als Teilnehmer lange Jahre mitfuhren. „Es ist eine Art Virus“, ist aus dem Leitungsteam zu hören – ein Virus, der die Betreuer auch anspornt, die Veranstaltung im nächsten Jahr noch perfekter zu gestalten – was aber kaum mehr möglich sein dürfte.

 

Bericht: NJV-Medienteam (Christian Jelinsky)

Fotos: Betreuerteam