Am Sonntag startete der Inklusive Herbstlehrgang in Rotenburg Wümme. Mit fast 100 Teilnehmenden wurde es wieder voll auf der Judomatte, als Sylvia Rickels (Judo-Eisbären Westerstede) und Nils Bentgerodt (NJV Referent für Aus- und Fortbildung) das Auftakttraining bestritten. Es wurde sich im Training nach langer Zeit begrüßt und durch einige Spiele aufgewärmt, verschiedene Fassarten ausprobiert, bis letztlich der diesjährige Wurf, der (Sode-) Tsurikomi-goshi eingeführt wurde.
Die Schwester eines Teilnehmers aus Lüneburg fasst es wie folgt zusammen:
Soso? Soda? Sodade? Nein. Sode-tsurikomi-goshi – das ist die Technik des diesjährigen Herbstlehrganges der ID-Judoka in Rotenburg/Wümme.
Was für ungeübte Ohren klingt wie eine Mischung aus Waschmittel, lecker Essen und portugiesischem Lied-Stil ist ein sehr ästhetischster Wurf, der unter Insidern Freiheitsstatue genannt wird. Diesen Spitznamen verdient er natürlich insofern zurecht, als man sich mit einem Wurf auch befreit, aber nur – wie im richtigen Leben – wenn man loslassen kann.
Superman-Fahrstuhl-Wurf wird er auch genannt, wenn man sich leichter merken will, welche Reihenfolge zu beachten ist. Jedenfalls, fassen wie ein Judoka, Griff zum Heben verwenden, sich ins Gegenüber eindrehen und im Zuge des Wurfes rechtzeitig loslassen – dann wird das schon, auch beim häufig wechselnden nächsten Trainingspaar, das jeweils die Rollen Tori und Uke wechselt. Freiheit ist hier nämlich nicht nur loslassen, sondern, wenn man beides erlebt, werfen und geworfen werden.
Dankenswerter Weise von der PSD-Bank gesponsert, halten sich die Kosten für die Menschen, die recht wenig im Kontext von Werkstätten mit Essenskosten etc. verdienen, in einem Rahmen, bei dem wieder sehr viele Menschen eine Woche lang, sowohl trainieren können, voneinander lernen, aber auch langjährige Freundschaften pflegen können. Es ist der schönste Lehrgang seit es Bildungsurlaube gibt, vor allem da top-organisiert vom Team Sylvia Rickels und Martin Frey, das ganz kollegial und herzlich von allen Betreuenden und manchen Betreuten unterstützt wird. Die kommenden Tage werden von Überraschungsgästen, viel Technik- und auch ein wenig Prüfungstraining sowie Randori geprägt sein. Das Nachmittags- und Zusatzprogramm enthält vielseitige Angebote, von denen viele äußerst bewegungsintensiv sind oder aber nahe legen sich auch mal zu entspannen und zur Ruhe zu kommen, nach den aufregenden neuen Techniken.
(Lee Gusic)
Nach dem Training konnten entspannt die Zimmer bezogen werden, bevor die Verpflegung in der Jugendherberge Rotenburg genutzt wurde. Nach dem Essen ging es dann abermals in die Halle zum Prüfungstraining. Hier können sich die Judoka den letzten Schliff auf dem Weg zum neuen Kyu-Grad abholen, bevor am Donnerstag die Prüfung mit allen zusammen stattfindet.
Wer es ruhiger angehen lassen wollte, ging zum Bastelangebot von Antje und Harald Langner vom TC-Hameln oder zum Vorlesen mit Lee Gusic.
Text: Martin Frey, Behindertensportreferent des NJV