Bereits im Februar fand der erste Lehrgang mit Frank Lambrecht, SV-Referent des NJV, in Sandkrug statt. Jetzt wurde am 5. Oktober ein weiterer Lehrgang mit 15 hochmotivierten Teilnehmenden durchgeführt: Im Vordergrund standen Festhalte- und Umklammerungstechniken, also was kann ich tun, wenn mich jemand am Handgelenk oder am Pulli greift und festhält? Relativ einfache Handgelenkshebel und Armhebel sind die Antwort! Sie helfen dabei, sich aus dem Griff zu lösen und den Angreifenden dann soweit zu kontrollieren, dass man sich aus der gefährlichen Situation lösen kann. Die Hebel sehen nach nichts aus, sind aber extrem wirkungsvoll, denn mit ihnen gelingt das Lösen selbst aus einem starken Griff immer – auch, wenn der Angreifende wesentlich stärker ist.
Durch geschicktes Umgreifen und bestimmte Hebelpunkte kann man den Angreifenden unter Kontrolle bringen, obwohl eigentlich nur Hand oder Arm festgehalten werden. Tatsächlich kann der Angreifende auch zu Boden gebracht und dort fixiert werden oder das Weglaufen ist möglich. Das war für viele Teilnehmende eine spektakuläre und spannende Erkenntnis während der Übungen, die neben Frank Lambrecht auch von Sascha Wachtel und Boris Wexler (beide vom SV-Kompetenzteam des NJV) angeleitet wurden. Letztlich wissen wir aber alle: Was nützt das beste, gutgemeinte Training, wenn es wirklich einmal zu einer realen und gefährlichen Situation kommt?
Hier griff der letzte Teil des Kurses, nämlich das elementare Szenarien-Training: Die zuvor erprobten und besprochenen Techniken wurden bei möglichst realitätsnahen Szenarien eingesetzt:
- Überfall am Geldautomaten
- plötzlicher Überfall auf dem Markplatz
- Verhalten bei Prügelei in der Fußgängerzone
- Einzelperson wird von einer Gruppe in die Enge getrieben
Dabei darf dann auch keine falsche Rücksichtnahme mitspielen, denn das gibt es in der Realität auch nicht. Intensiv waren die Szenarien dadurch, dass der Trainer auch gebrüllt hat und dabei nicht zimperlich war, was die Situation in jedem Fall realistischer gemacht hat. Da mussten manche erstmal schlucken und sich sammeln. Immer wieder hatte Frank Lambrecht auch Drills eingebaut, also besonders anstrengende Aufgaben. Dabei wurde z.B. zwei Minuten nonstop auf Pratzen (Schlagpolster) geboxt unter Anfeuerung und dann erfolgte direkt im Anschluss vom Partner ein Angriff. Dies simulierte eine reale Angriffssituation, bei der zunächst das Adrenalin in die Höhe schießt. Auch bei diesen Aufgaben zeigte sich, dass einige im ersten Moment mit der Situation überfordert waren, einen kurzen Augenblick innehalten und überlegen mussten - was passiert jetzt? - und sich dann der Situation gestellt haben. Möglichst realistische Situationen herzustellen, war in jedem Fall gelungen und machte die Teilnehmenden noch sicherer, wenn es zu einer solchen Situation kommen sollte.
Boris Wexler legte am Ende des Kurses noch einen kompletten Körperschutz inklusive Helm an: Die Teilnehmenden hatten nun jeweils in einer Angriffszeit von einer Minute die Möglichkeit, ihn mit allem was möglich war, anzugreifen: boxen, treten, schlagen (auch mit Hilfsmitteln) war erlaubt, Würfe hingegen nicht. So konnten alle am Ende nochmal ordentlich Dampf ablassen.
Der Lehrgang hat allen wieder viel Spaß gemacht und es gab zahlreiche positive Rückmeldungen. Daher ist im Frühjahr 2025 ein weiterer Lehrgang geplant.
Text: Miriam Reckow (TSG Hatten-Sandkrug)
Redaktionelle Anpassungen: NJV
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