Der NJV trauert um Thomas Wiese

„Jetzt hast Du die Arbeit noch die nächsten Jahre an der Backe! Herzlichen Glückwunsch!“ Sichtlich erfreut kommentierte Thomas Wiese auf ironisch feinsinnige Art und Weise diese Glückwünsche „seiner“ Kommission. Erst im Februar dieses Jahres wählten ihn die niedersächsischen Kampfrichter einstimmig für vier weitere Jahre in das Amt des Landeskampfrichtereferenten. Bereits seit dem Jahr 2009 war er der oberste Kampfrichter im Niedersächsischen Judoverband. 42 Jahre war er mit dem Judosport verbunden, davon viele Jahre als Unparteiischer.

Als Inhaber der höchsten nationalen Lizenz leitete er zahllose Kämpfe – auch auf Deutschen Meisterschaften und in der Bundesliga. Seinen letzten eigenen Kampf, der nicht gegen einen fairen Gegner auf der Judomatte, sondern gegen eine tückische Krankheit stattfand, verlor Thomas am Anfang dieser Woche im Alter von nur 56 Jahren.

Eine von außen kaum zu erschütternde Ruhe und Gelassenheit zeichnete Thomas Wiese aus. Bei strittigen Entscheidungen auf und neben der Matte behielt er durch sie stets die notwendige Übersicht und Durchsetzungsfähigkeit. Mehr als 30 Jahre profitierten Kollegen von Thomas‘ großem Sachverstand und seinem ausgeglichenen Wesen (das jedoch auch um klare Stellungnahmen zu judopraktischen und – wenn auch seltener – politischen Themen nicht verlegen war). Sowohl auf der NJV-Ebene als auch im Bezirk Hannover, in dem er die Geschicke des Kampfrichterwesens von 1987 bis 2005 als verantwortlicher Referent leitete und zuletzt als Stellvertreter fungierte, hinterlässt er eine große Lücke.

Er verstand es bis zuletzt im besonderen Maße, junge Kampfrichter durch einfühlsames, konstruktives Feedback zu motivieren und dadurch ihre Leistung konsequent zu verbessern. Dabei trug Thomas durch sein ausgeprägtes Augenmaß den verschiedenen Herausforderungen, die sich durch immer wieder ändernde Regelwerke und sich allgemein wandelnde Rahmenbedingungen ergaben, immerzu angemessen Rechnung. Dies bedeutete für ihn auch, das Maß an notwendiger Verwaltungsarbeit gering zu halten (O-Ton: „überbordende Bürokratie ist Blödsinn, wir machen Judo!“), um stattdessen bei zahllosen Wettkämpfen präsent sein zu können.

Sein kontinuierliches Wirken für den Judosport zeigt sich auch in seinem vielfältigen Engagement für seinen Verein, der JV Hannover. Ihr gehörte Thomas Wiese ab 1975 durchgehend an und prägte das Vereinsleben 14 Jahre lang, von 1991 bis 2005, als 2. Vorsitzender. Doch auch nach seiner aktiven Zeit im Vorstand engagierte er sich nach Kräften für seine sportliche Heimat.

Für sein jahrzehntelanges Engagement für den Judosport ehrte der Verband Thomas 2006 mit der goldenen Ehrennadel und verlieh ihm 2013 den 4. Dan.

Das Präsidium, seine Kampfrichterkollegen und alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Niedersächsischen Judoverbandes sind bestürzt, einen allseits beliebten Kollegen, Referenten und Freund verloren zu haben und sind in tiefer Trauer.

Wir werden Thomas Wiese stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Jeder, der möchte, ist – nach Thomas erklärtem Wille – anstelle freundlich zugedachter Blumenspenden eingeladen, die Arbeit des JV Hannover mit einer Spende zu unterstützen (JV Hannover, Sparkasse Hannover, IBAN: DE02 2505 0180 0000 7100 08, BIC: SPKHDE2HXXX, Stichwort „Thomas Wiese“) und seiner bei einem Bier bzw. einem guten Wein zu gedenken.

Text: NJV-Medienteam (Christian Jelinsky)
Foto: Reinhard Plagens