"Der Traum lebt weiter"

Endlich herrscht Klarheit - die Olympischen Spiele werden aufgrund der Coronakrise nicht im Jahr 2020 ausgetragen. Doch wie gehen unsere NJV-Olympiakandidaten mit der Situation um?

Ungewiss. Wann geht es das nächste Mal für Giovanna Scoccimarro und Co. auf die Judomatte? Foto: Klaus Müller | km-pics.de

Die Olympischen Spiele im Mutterland des Judo werden verschoben. Das gaben der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Thomas Bach und Japans Premierminister Shinzo Abe am Montag bekannt. Nicht 2020 sondern 2021 wird das größte und vielfältigste Sportevent der Welt nun in Japans Hauptstadt ausgetragen. Mit Zehntausenden Athleten, Trainern und Helfern sowie Millionen von Fans war die Verlegung des Großevents in Zeiten des Coronavirus unumgänglich. Mit der Entscheidung, die schon seit längerem von Sportlern und Experten gefordert wurde, herrscht nun endlich Gewissheit für die Athleten.

Auch unsere beiden niedersächsischen Olympiakandidaten Igor Wandtke und Giovanna Scoccimarro begrüßen die Entscheidung – wenn auch mit einem weinenden Auge. Nachdem sie noch vor knapp einem Monat ihre Olympiaqualifikation feiern konnten, fallen sie nun wieder in Unsicherheit zurück. „Die Befürchtung ist, dass die Nominierungen gecancelt werden und das Spiel nun wieder von vorne los geht. Wie die Qualifikation jetzt aussieht, weiß niemand. Es kommt ganz darauf an, was für Entscheidungen das IOC und die Weltverbände treffen und wann wieder normales Leben einkehrt“, beschreibt Igor Wandtke die ungewisse Situation. Denn wann genau die Spiele nachgeholt werden können, ist weiterhin unklar. Fest steht nur, dass es „nach 2020 und vor Ende Sommer 2021“ stattfinden soll. Auch Giovanna Scoccimarro hofft nun, „dass sich an der derzeitigen Nominierung nichts ändert und ich in Tokio 2021 kämpfen darf. Jetzt müssen wir aber erstmal abwarten und schauen, wie sich alles weiterentwickelt.“

Trotz des Rückschlags sind sich aber beide Judoka einig: „Es ist für uns alle derzeit das Beste“, teilt Giovanna Scoccimarro die Einstellung vieler anderer Sportler. „In der Welt gibt es gerade weit wichtigeres, als den Sport. Es geht darum, die Pandemie in der Gesellschaft gemeinsam zu bewältigen“, so Wandtke.   

Auch aus sportlicher Sicht sei die Verlegung sinnvoll, „weil es gerade einfach keine fairen Bedingungen gibt.“ Zwar gibt es zahlreiche Möglichkeiten auch zu Hause fit zu bleiben, das Judogefühl und die Kampferfahrung leiden aber trotzdem darunter. „Die Entscheidung nimmt uns Sportlern den Druck, sich jetzt auf Biegen und Brechen vorzubereiten, wenn man in der Familie und der Gesellschaft anderweitig gebraucht wird, als auf der Judomatte“, sagt der 73-Kilo-Athlet.

Obwohl viele Fragezeichen in den Köpfen unserer Top-Athleten stehen, lassen sie den Kopf nicht hängen. „Wir trainieren weiter, soweit es uns von Zuhause aus möglich ist.“ Mit extra erstellten Heim-Trainingsplänen, gemeinsamen Trainingseinheiten via Videocall mit den Landes- und Bundesstützpunkttrainern und morgendlichen Instagram-Live-Yogastunden hält sich Giovanna Scoccimarro derzeit fit – so gut es geht. Und auch Igor Wandtke versucht, die aktuelle Form mit Homeworkouts aufrecht zu halten. „Vielleicht ist auch gerade ein guter Zeitpunkt, um mal die Knochen zu schonen und an Baustellen zu arbeiten, die sonst zu kurz kommen“, zieht er das Positive aus der Krise. „Ein ganzes Jahr ist schließlich noch lang und der Traum lebt weiter.“