Online-Gürtelprüfung - Ein Erfahrungsbericht

Seit Anfang Mai können Kyu-Grade aufgrund der besonderen Situation im NJV online geprüft werden. Die ersten Vereine haben diese Möglichkeit angenommen - hier ein erster Erfahrungsbericht vom MTV Elze.

Foto: NWJV

Schon zu Beginn der „Corona-Zeit“ haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir unseren Sportlern, die sich bereits vor der Einstellung des Sportverkehrs intensiv auf ihre erste bzw. nächste Gürtelprüfung vorbereitet hatten, dennoch prüfen können. Bei uns betrifft dies im Wesentlichen Prüflinge für den weiß-gelben und gelben Gürtel, vom Erstklässler bis zum Sportler unserer Gruppe für Ältere und Wiedereinsteiger.

Um den Sportlern die Möglichkeit zu geben, sich noch einmal besser an das Gelernte zu erinnern, haben unsere Trainer im heimischen Wohnzimmer die Prüfungsprogramme zu Hause durchgespielt und mit Erklärungen gefilmt. Es existieren natürlich bereits gute Videos zu den Kyu-Programmen, aber vom eigenen Trainer noch einmal „abgeholt“ zu werden und dabei zu sehen, dass auch dieser das Programm in der heimischen Wohnung bewältigen kann, schien uns gerade für die jüngeren Sportler noch einmal motivierender.

Für die Prüfungen haben wir vorab keine festen Termine eingeplant, sondern warten zunächst auf die Information, dass der Sportler sich wieder „gut im Thema“ fühlt. Gerade bei den Nachwuchssportlern ist es aktuell zu Hause nicht immer so leicht, auch noch ein Prüfungstraining zu absolvieren, da insbesondere das Homeschooling doch einige Anforderungen an den häuslichen Alltag stellt.

Ebenso wie die Bedingungen rund um Schul- und Arbeitsalltag sind natürlich auch die für ein gemeinsames Trainieren mit einem „adäquaten“ Partner sehr unterschiedlich: Der eine Sportler hat Matten zu Hause, der andere nur den dicken Teppich; manch einer hat noch ein Familienmitglied, das Judo beherrscht, der andere nicht. Aber auch hier werden individuelle Lösungen möglich sein – sei es, dass der Vater sich in den Kniestand begeben muss, um geworfen zu werden etc. Auf den Teddybären als Partner wollen wir jedoch möglichst verzichten.

Am Freitag, den 08.05.2020, war es nun soweit: Die erste Online-Prüfung des MTV Elze stand auf dem Programm. Patrick, seit Beginn des Jahres Mitglied in unserer Trainingsgruppe für Ältere und Wiedereinsteiger, stellte sich dem Prüfungsprogramm für weiß-gelb. Nachdem er die Rückmeldung gegeben hatte, bereit zu sein, vereinbarte er mit Spartenleiterin Annika Hurnaus einen Termin. Hierfür lud Annika dann via Zoom Meeting-App ein. Hinzu kam dann auch noch der Trainer der Gruppe, Peter Hurnaus. Die Voraussetzungen waren an sich optimal: Für private Zwecke hatte sich Patrick den Keller mit einigen Judo-Matten ausgelegt, sein Sohn Nick, Orange-Gurt, stand als Partner zur Verfügung. Es mussten lediglich technische Schwierigkeiten wie die schwächere Netzverbindung (und damit verzögerte Überlieferung von Bild und Ton) und die Größe des Kellers und damit der Abstand zur Kamera bewältigt werden. Patrick absolvierte dafür alle Techniken in alle Richtungen mehrfach, sodass auf jeden Fall eine Rundum-Sicht gegeben war. Da beim Uki-goshi/O-goshi die Kamera ihn hüftaufwärts abschnitt, wurde hier kurzerhand auch noch einmal eine Sequenz gezeigt, in der beide Sportler auf den Knien den korrekten Griff und die Eindrehbewegung bei dieser Technik zeigten. Beide Prüfer zeigten sich abschließend zufrieden mit der Leistung des Elzer Sportlers und konnten ihm zur erfolgreichen 1. Elzer Online-Gürtelprüfung und damit zum weiß-gelben Gürtel gratulieren. Hätte die Leistung an diesem Tag noch nicht gereicht, hätte man den Sportler mit entsprechenden Korrekturen und Tipps noch einmal ins Training geschickt. Diese erste erfolgreiche Prüfung motiviert nun auch die anderen, das Prüfungsthema wieder in den Fokus zu nehmen.

Fazit: Man muss an manchen Stellen etwas flexibler sein als auf der Matte, aber es ist in der aktuellen Zeit alles dennoch möglich. Dennoch würden wir zum aktuellen Zeitpunkt davon absehen wollen, die höheren Graduierungen, die auch noch im 1:1-Training Techniken von uns dazu erlernt haben, online zu prüfen. Denn auch das Fallen auf die Techniken ist dann „ungelernten“ Familienmitgliedern nicht mehr zuzumuten.