Judo in der Schule - ein wichtiges Arbeitsfeld des NJV, in dem viele Potentiale stecken. Zum Beginn des neuen Schuljahrs wollen wir Euch deshalb die judospezifischen Schulsportangebote des NJV vorstellen.
Aufgrund der derzeitigen schulpolitischen Situation spielt sich ein Großteil des Lebens unserer Kinder im schulischen Raum ab. Dazu gehört auch ein nicht unerheblicher Teil des Freizeitverhaltens, bei dem im Rahmen von Nachmittagsangeboten verschiedene Sportarten ausprobiert werden und ein Zugang dazu geschaffen wird.
Judo im Sportunterricht
Doch nicht nur im Nachmittagsprogramm von Schulen bietet Judo ein sportliches Angebot für Schülerinnen und Schüler. Judo als olympische Sportart ist bundesweit Bestandteil des Schulsports und wird in Niedersachsen ausdrücklich im Curriculum als Sportart des Bewegungsfelds „Kämpfen“ empfohlen. Dies liegt insbesondere an seinem Werte- und Erziehungssystem und bietet in Anbetracht der vom DJB formulierten zehn Judowerte sowie schlag-und-trittfreien Techniken und Spielformen einen geschützten Rahmen um im Sportunterricht verletzungsfrei und reflektiert zu kämpfen. Somit besitzt es ein großes Potential, um einen Beitrag zur Sozialisierung unserer Kinder im Sport zu leisten.
Judospezifische Lehrerfortbildungen bedarfsgerecht anzubieten ist deshalb eines von mehreren Arbeitsfeldern des Verbandes. Als Ansprechpartner für alle Lehrer*innen, die sich für die Umsetzung von Judoinhalten im Unterricht interessieren, fungiert unser Schulsportreferent Oliver Pietruschke, der mit seinem Kompetenzteam regelmäßig Fortbildungen für Lehrer*innen über das VeDaB-System der Kompetenzzentren des Landes Niedersachsen anbietet, persönlich durch Schulen oder die Fachberater angefragte Fortbildungen organisiert und die jährlichen Fortbildungen des Sportlehrerverbands in der Akademie des Sports bedient. Um den hohen und niedersachsenweiten Bedarf abdecken zu können, ist ein Ausbau des Netzwerks mit internen Fortbildungen notwendig. Interessierte Judoka mit Schul- oder Erziehungsauftrag dürfen sich diesbezüglich gerne bei Oliver Pietruschke melden.
Kooperation Schule und Verein
Weiterhin unterstützt der NJV die Kooperationsfindung und –Arbeit zwischen Schulen und seinen Vereinen. Diese Kooperationen können je nach Bedürfnis, Zielsetzung und Kapazität von Schule und Verein unterschiedlich konzipiert sein. Hier beraten wir gerne und unterstützen unsere Vereine durch Fortbildungen zum Thema „Kooperation Schule und Verein“ mit all seinen Facetten.
Ansätze für die Kooperation zwischen Schulen und Vereinen können z.B. der vom Kultusministerium offiziell anerkannte „Tag des Judo“, eine angebotene AG im Nachmittagsangebot der Schule oder der Aufbau einer Schulmannschaft für den Bundeswettbewerb der Schulen „Jugend trainiert für Olympia und Paralympics“ sein. Bei letzterem geht es insbesondere um die Förderung der Schüler*innen im Wettkampfsport. Es finden jährlich Landesausscheide statt, wobei sich die Siegermannschaft für das Bundesfinale in Berlin qualifiziert. Die Ausrichtung dieser Wettkämpfe obliegt auch den Verbänden (NJV/DJB).
Losgelöst von den gängigen Kooperationsformen unterstützt der Verband auch bei der Planung freundschaftlicher Wettkämpfe zwischen nahe gelegenen Schulen und deren Vereinen. Insbesondere Grundschulen können hier zum Beispiel durch das Judo-Sumo-Turnier einen einfachen Austausch betreiben und ggf. auch die geforderten Sportfeste auf eine andere Art und Weise ersetzen.
Drei Fragen an Schulsportreferent Oliver Pietruschke
Warum sollte es mehr Judo bzw. judonahes Kämpfen in der Schule geben?
Einerseits ist Schule der Schlüssel zur Mitgliedergewinnung in unserer heutigen Zeit, da sich der Großteil der Zeit für die Kinder in der Schule abspielt und unser Schulsystem darauf ausgelegt ist z.B. durch Kooperationen, aber auch durch seinen Sportunterricht die Menschen zum Sport zu bewegen und ihnen eine lebenslange sportliche Perspektive zu geben. Bei der Fülle an Sportarten in unserer heutigen Zeit würde Judo ohne Schulzugang noch weiter an den Rand seiner Existenz gerückt werden. In den Bereichen, in denen schulspezifische Fortbildungen stattfanden, wurde von den Teilnehmern durchgängig und unabhängig von der Schulform oder dem Alter das riesige Potential unserer Sportart festgestellt. Auch die Schulbehörden sehen in Niedersachsen das Potential und sind rege Fürsprecher für Kämpfen (speziell Judo) in der Schule. Der für Schülerinnen und Schüler erfahrbare geschützte Rahmen in dem gekämpft werden kann, sorgt dafür, dass Ängste weichen, Vorurteile minimiert werden, Akzeptanz geschaffen, Stress abgebaut und eine Menge über sich und andere gelernt werden kann. Zusätzlich ist es durch seine Ganzheitlichkeit in der sportlichen Umsetzung und Belastung kognitiv und unter Fitnessaspekten interessant.
Was wünschst du dir für die Zukunft in Bezug auf Judo als Schulsport?
Einerseits ein breit aufgestelltes Team an Judoka, die Judo professionell im Schulkontext in Form von Projekten und Fortbildungen verbreiten können, sowie viele Lehrerinnen und Lehrer, die an diesen Fortbildungen teilnehmen und Ängste bezüglich der Vermittlung abbauen. Andererseits viele Vereine, die über Kooperationen mit der Schule Judo in Form von AGs oder Projekten in die Schule tragen und im Optimalfall sogar dazu beitragen, Schulmannschaften für den Bundeswettbewerb der Schulen "Jugend trainiert für Olympia und Paralympics" zu etablieren und zu betreuen. Dazu wäre es schön, wenn sich benachbarte Vereine absprechen, zusammenschließen und sich die Arbeit teilen würden, um das Potential an einer Schule sinnvoll nutzen zu können. All diese Ansätze rücken Judo in die Öffentlichkeit und generieren Mitglieder für die Vereine vor Ort.
Was muss man bei der Kooperation zwischen Schule und Verein beachten?
Zunächst einmal ist wichtig, dass alle, auch Nicht-Lehrer*innen-Judoka an ihre vereinsnahen Schulen herantreten können um mögliche Kooperationen zu vereinbaren. Dazu ist es wichtig, sich zuerst bewusst zu machen, welche Möglichkeiten insbesondere personeller Art bestehen, welche Zeiten zur Verfügung stehen, ob die Kooperation in der Schule oder sogar im anliegenden Verein durchgeführt werden kann und welche Form der Kooperation vorschwebt. Mit diesen ersten Entscheidungen lassen sich sinnvolle Gespräche mit der Schulleitung oder der Fachschaft Sport der Schule führen und es kann ein gemeinsamer Plan zur Umsetzung erarbeitet werden. Hierbei müssen auch spezifische Bedürfnisse der Schule beachtet werden. Für eine Kooperation ist für externe Anbieter mittlerweile die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses notwendig, welches kostenlos bei dem jeweiligen Ordnungsamt beantragt werden kann (Dauer 2-4 Wochen). Dazu benötigt man eine Kooperationsbestätigung der Schule. Kooperationen können gefördert, aber auch ungefördert stattfinden.
Als Besonderheit ist in diesem September der „Tag des Judo“ im Rahmen der Schulsportstafette geplant, die als Ersatz-Bewegungs- und Wettkampfangebot für den Wegfall von „Jugend trainiert“ ins Leben gerufen wurde. Wir hoffen, dass die Coronabedingungen die Umsetzung zulassen, da gerade der Kontaktsport in der Schule in der Corona-Situation besondere Auflagen hat, die sich gemessen an den Fallzahlen stetig ändern können.
Wünschenswert wäre es, wenn sich benachbarte Vereine zusammenschließen würden und gemeinsam Kooperationen mit einer naheliegenden Schule eingingen. Dies würde die Umsetzungsfähigkeit deutlich steigern, gerade im Aufbau von Schulmannschaften, da in Ballungsgebieten meist Schüler aus mehreren Vereinen auf einer Schule zu finden sind.
Weiterführende Informationen
Mehr über Judo in der Schule im NJV findet Ihr unter diesem Link.
Als Ansprechpartner steht Euch Oliver Pietruschke zur Verfügung.
Ein weiterer Tipp: Das Filmportal SchulSportWelten bietet ebenfalls attraktive Sport-und Bewegungsangebote für Schulen und Vereine an, auch Judo ist in ihrem Portfolio häufig vertreten. Schaut auch hier für Inspirationen vorbei.
Wichtige Links:
- Jugend trainert für Olympia und Paralympics
- Schulwettkämpfe und -wettbewerbe in Niedersachsen
- Schule, Kita und Verein - Sportjugend Niedersachsen
- Service zur Beratung von geförderten Koopertaionsvereinbarungen
- Judo in der Schule - DJB