Der inklusive Herbstlehrgang, ein Resümee

G-Judo 2016: Auch der Marienkäfer wehrt sich

Kontakt und Kontrolle. Diese zwei Begriffe fallen oft dieses Jahr beim G-Judo-Lehrgang. Das sind die zwei wichtigsten Begriffe im Judo, neben der Bewegung. Und alle drei Begriffe sind wichtig für geistig behinderte Menschen, wie auch für sogenannte Nichtbehinderte: Kontakt, Kontrolle und immer in Bewegung bleiben.

Dieses Jahr steht Bodenkampf, Bodentraining und in diesem Zusammenhang auch der Angriff auf die Bank als Schwerpunkt auf dem Programm. Dabei wird mit Bildern und Vorstellungshilfen gearbeitet wie Feuerleitern und dem/r Marienkäfer/in, die/der vor Forschenden zu fliehen versucht, oder sich eng macht und breit, und sich wehrt, um nicht auf den Rücken gedreht zu werden. Beide Seiten des Kampfes, die Unter- und die Oberlage werden mit Tricks versorgt wie sie erfolgreich sein können.

Die zwei Trainingseinheiten am Vormittag, die Technikgruppe und die Gruppe der Kämpfenden werden abends noch durch das Prüfungstraining komplett. Abgerundet wird das Angebot abends durch Bauen von Dekoration, Spielzeug und kleinen Gebrauchsgegenständen für den Alltag sowie Vorlesen für alle, die nicht zum Prüfungstraining gehen.

Das Zusatzprogramm ist allerdings auch reichhaltig: Neben den Klassikern wie Judo-Safari, Schwimmen und Spaziergang durch den Wald, zur und durch die Stadt, gibt es mal wieder Trampolin, Hallenspiele, Riesenkugelbahn, das Chaosspiel sowie „Fang die Flagge“. Alles Koordinations-und-Feinmotorik-Gruppenübungen.

Geschicklichkeit und Gemeinschaft sind die zwei Ebenen, die angesprochen werden. Insofern ist u.a. für Menschen mit Down-Syndrom, Seh- und Mehrfachbehinderte wie auch autistische Teilnehmer/innen usw. alles dabei. Und bei der abschließenden Feier am letzten Abend sowie der Verabschiedung am Morgen danach bleibt oft kein Auge trocken.

Seit dreißig Jahren ist die Stimmung sowohl im Vorbereitungsteam, bei den Betreuenden, als auch unter den betreuten Judokas stark vom Teamgeist geprägt. Die diesmal insgesamt 120 Judokas aus Augustfehn, Oldenburg, Schwanewede, Lüneburg, Bramsche, Braunschweig, Osnabrück, Moordorf, Hannover und Berlin nutzen diese einmalige Gelegenheit sich wiederzusehen, kennen zu lernen, sich im Wettkampf zu vergleichen, ohne Konkurrent zu sein, und an die eigenen Grenzen zu gelangen.

Das kommende Jahr, das also das 31. sein wird, zeigt allein durch diese Beständigkeit, dass diese Einrichtung sich bewährt und auch in Zukunft zweifelsfrei fortgesetzt werden sollte.

 

Text: Lee Gusic (Judo-Laie, Schwester eines behinderten Bruders, seit 4 Jahren beim Herbstlehrgang dabei)

 

Foto: Lippelt, 2013

 

Diese Veranstaltung wird gefördert durch die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung.